| | | | Ankommen in der OberlausitzGedanken zum Besuch eines Schriftstellers. oder: "Der Ring aus Rosen"Gegen das VerdrängenAndrzej Slomianowski lebt seit 2001 in Görlitz/Zgorzelec. Tradition, europäische Kultur und Sprachen bedeuten ihm viel. So steht es auf der Rückseite seines ersten deutschsprachigen Buches. Ein Görlitzer Schriftsteller sitzt mir gegenüber. Als ich ihn nach seinem Alter frage, zitiert er fließend aus Shakespeares König Lear: "What in ill thoughts again! Men must endure Their going hence, even as their coming hither, Ripeness is all: come on". Going hence bedeutet sterben und coming hither bedeutet Geburt. Unaufdringlich bescheiden und scheinbar mühelos überzeugt er mich durch seine Persönlichkeit von dem, was er gerade zitierte. Wir reden. Seine Ausführungen sind fast gestenlos, erscheinen gelassen - seine Augen erspüren wach und wohlwollend die Situation. Damit schenkt er mir die wichtigsten Ingredienzien für ein Gespräch. Andrzej Slomianowski lebt seit 2001 in Görlitz/Zgorzelec. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift Literatura na swiecie / Literatur in der Welt, studierte an der Hochschule für Film, Theater und Fernsehen in Lodz. Doch das erscheint nicht so wichtig. Andrzej Slomianowski - Dichter, Romancier, Übersetzer (Foto: Ramona Faltin) Slomianowski betrachtet sich vor allem als Dichter. Tradition, europäische Kultur und Sprachen bedeuten ihm viel. So steht es auf der Rückseite seines ersten deutschsprachigen Buches. Es ist eine überarbeitete Version der polnischen Orginalausgabe, die 1992 unter dem Titel Jak Misia umierala in London erschien. Der Ring aus Rosen ist ein Kurzroman. Er liegt vor mir. Etwas misstrauisch sträubt sich mein Inneres: Zu viele, Literatur verheißende Romane können ihr Versprechen nicht halten. Ich schlage das dünne Buch auf und lese Sätze wie: Die Erziehung endet nicht in der Universität. Dieses Stehenbleiben, das sind Phasen, in denen sich der Körper stabilisiert, in denen es keine Verschlechterung gibt. Obwohl ich weiß, dass auf diese Frage keine Antwort folgen kann, werde ich das Buch lesen. Ich spüre zwischen den Zeilen gütige, aufrichtige Betrachtung der Realität. Sterben wird ent-tabuisiert. Endlich. Ramona Faltin (mit freundlicher Genehmigung von Andrzej Slomianowski) (28.01.2014) |
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